Astrid Lindgren Pippi veränderte mit „Pippi Langstrumpf“ die Kinderliteratur für immer. Doch wo begann alles? Eine Reise nach Småland.
Astrid Lindgren, geboren 1907 und verstorben 2002, zählt zu den bedeutendsten Kinderbuchautorinnen der Geschichte. Mit ihrer bekanntesten Figur, „Pippi Langstrumpf“, veränderte sie die Kinderliteratur grundlegend und schuf Charaktere, die bis heute weltweit Millionen von Kindern begeistern. Ihre Werke wurden in über 100 Sprachen übersetzt und rund 170 Millionen Mal verkauft. Für Fans von Astrid Lindgren ist ein Besuch in Småland, der wald- und seenreichen Region im Süden Schwedens, ein Muss. Keine andere Gegend in Schweden vermittelt so sehr das Gefühl von Bullerbü.
Astrid Anna Emilia Ericsson erblickte am 14. November 1907 auf dem Bauernhof ihrer Familie in Vimmerby, Småland, das Licht der Welt. Gemeinsam mit ihren drei Geschwistern erlebte sie eine glückliche und unbeschwerte Kindheit, die später als Inspiration für viele ihrer Geschichten diente. Die offizielle Website ihres Elternhauses beschreibt diese Zeit treffend: „Es war wie Bullerbü, aber dann im echten Leben“.
Der Weg zur Schriftstellerin begann für Lindgren durch einen glücklichen Zufall. 1941 war ihre Tochter Karin krank und bat ihre Mutter um eine Geschichte über ein verrücktes Mädchen namens „Pippi Langstrumpf“. Der Name stammte von ihrer Tochter, doch Lindgrens Kreativität war sofort geweckt. Nach drei Jahren Arbeit reichte sie ihr erstes Buch bei einem Verlag ein, der es zunächst ablehnte.
Pippi Langstrumpf: Ein Meilenstein der Kinderliteratur
1945 wurde „Pippi Langstrumpf“ erstmals in Schweden veröffentlicht, und 1949 erschien das Buch in deutscher Sprache. Die deutsche Fassung wich jedoch etwas vom schwedischen Original ab. Der Verleger Friedrich Oetinger und die Übersetzerin Zezilia Heinig passten den Inhalt an die Nachkriegssituation in Deutschland an.
Fünf Verlage hatten zuvor die Veröffentlichung abgelehnt, da sie das Buch als jugendgefährdend einstuften. Doch Friedrich Oetinger erkannte das Potenzial der rebellischen Figur im Nachkriegsdeutschland. Seine Tochter Silke Weitendorf erinnert sich: „Dann war er sehr gefangen und war begeistert und sagte, dieses rebellische kleine Mädchen, das müssen Kinder in Deutschland auch kennenlernen“.
Die revolutionäre Wirkung von Pippi Langstrumpf
Pippi Langstrumpf war mehr als nur eine Kinderbuchheldin – sie wurde zu einem Vorbild für Mädchen und Frauen über Generationen hinweg. Ihre Unabhängigkeit, Stärke und ihr unkonventionelles Verhalten hoben sie von anderen Kinderbuchfiguren ab. „Pippi Langstrumpf ist unglaublich stark, selbstbewusst – und ganz anders als alle anderen“, erklärt die Medienwissenschaftlerin Maya Götz in einem Gespräch mit br.de.
In einer Zeit, die von autoritären und patriarchalen Strukturen geprägt war, stellte Pippi die Welt auf den Kopf und setzte neue Maßstäbe in der Kinderliteratur. Sie ermutigte Kinder, Autoritäten zu hinterfragen und ihre eigenen Regeln zu schaffen – eine Botschaft, die bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren hat.
Astrid Lindgrens umfangreiches Werk
Neben „Pippi Langstrumpf“ schuf Astrid Lindgren zahlreiche weitere unvergessliche Charaktere. Jede dieser Figuren prägte Generationen von Kindern und wurde durch erfolgreiche Verfilmungen noch bekannter.

Astrid Lindgren war nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine engagierte Bürgerin. Sie setzte sich vermehrt für Kinderrechte, Tierrechte und Gleichberechtigung ein. Zu ihrem 80. Geburtstag wurde das neue Tierschutzgesetz „Lex Lindgren“ nach ihr benannt. 1976 distanzierte sie sich von den schwedischen Sozialdemokraten und rief in einem Artikel dazu auf, die 40 Jahre an der Macht gewesene Regierung abzuwählen. Dass die Regierung dann tatsächlich abgewählt wurde, schreibt man heute nicht zuletzt Lindgrens Initiative zu.
Astrid Lindgrens Vermächtnis heute
Zum 80. Geburtstag von Pippi Langstrumpf 2025 hat der Oetinger Verlag ein umfangreiches Jubiläumssortiment auf den Markt gebracht. Das Motto der Kampagne „Sei mehr Pippi!“ unterstreicht die zeitlose Botschaft von Mut, Stärke und Toleranz, die Pippi verkörpert. „Wer stark ist, muss auch gut sein“, lautet eine ihrer Lebensweisheiten, die heute aktueller denn je sind.
Astrid Lindgren starb am 28. Januar 2002 im Alter von 94 Jahren in Stockholm. Vergessen wird sie allein durch ihre berührenden Werke aber wohl nie. Ihre Geschichten leben weiter in den Herzen von Millionen von Kindern und Erwachsenen weltweit.
Astrid Lindgrens Vermächtnis lebt weiter – in ihren zeitlosen Geschichten, in den Herzen ihrer Leser und in den Orten, die sie geprägt hat. Ein Besuch in Småland ist eine Reise in die Welt der Fantasie, die Generationen von Kindern und Erwachsenen verzaubert hat. Ein Besuch des liebevoll ausgestatteten Museums, möglichst verbunden mit einer Besichtigung ihres Elternhauses, in dessen Obergeschoss immer noch ihre Nichten wohnen, sollte bei einem Besuch Südschwedens unbedingt dazugehören. Ebenso sollte auch „Astrid Lindgrens Värld“ besucht werden. Auch ohne Schwedischkenntnisse sind die Aufführungen zu verstehen.
Wer mehr über die Kinderbücher von Astrid Lindgren erfahren möchte und wie wichtig Vorlesen ist, schaut einmal auf meinem Artikel hier vorbei.
Eine Zeitreise nach Schweden auch hier vor einigen Jahren. Bei einem Besuch in Småland sollte auch unbedingt der Virum Älgpark besucht werden.
Besuch des Museums und Unterbringung wurde von VisitSmaland organisiert und unterstützt.